pyrenees '96

von donostia über andorra nach barcelona.

die streckenführung plus karte haben die nerds im team anno 2020(!) mittels unzähliger kleiner hints rekonstruiert. der bericht von der legendären überfahrt nach andorra kommt von unserem chef de comfort.

warum die photos nicht so 100% zur geschichte passen? - wir haben keine gemacht, daran hat damals niemand gedacht. aber ein paar gibts ja doch!


Überfahrt über die grüne Grenze von Spanien nach Andorra, wir haben die Zivilisation hinter uns gelassen. Barbara fühlt sich seit dem Col du Toumalet vor drei Tagen nicht wohl, ist verkühlt und kämpft tapfer, aber inzwischen ein bisschen mutlos. Nach längerer, zäher Auffahrt kommen wir am frühen Nachmittag in ein hochgelegenes, gottverlassenes Nest mit dem vielsagenden Namen Tor.

Diese ruinöse Ansiedlung, wie man sie vielleicht irgendwo in den Anden oder in der Mongolei vermuten würde, aber niemals mitten in Europa, war auf unserer Karte als Kleinstadt eingetragen, was uns doch einigermaßen verwundert! Wir treffen auf eine einzige Bewohnerin, eine sehr alte Frau mit sonnengegerbter Haut. Sie starrt uns aus dem Fenster ihres verfallenen Hauses entgeistert an und kann es nicht fassen dass da unten vier Verrückte auf ihren vollbepackten Bikes vorbeirollen!

tourmalet at two degrees three days earlier - challenging two degress at the famous col du tourmalet
shortly after tor shortly after tor
Schon kurz nach Tor endet der Asphalt und wir finden uns auf einer Schotterpiste wieder, viel früher als es laut unserer Karte zu erwarten war. Ein Förster kommt uns in seinem 4WD-Jeep entgegen, hält an, erzählt uns irgendetwas auf Spanisch, und deutet in Richtung Berg, dort wo wir hin wollen. Wenn man weiß wie toll unsere Spanischkenntnisse sind - unser Wortschatz umfasst grob gesprochen Hola und Lebensnotwendiges wie Cerveza, Paella und Helados - dann kann man sich ausmalen wie gut wir ihn verstehen. Immerhin sind wir des Englischen mächtig und hören Avalancia heraus.

Die Frage bleibt trotzdem: Was will er uns damit sagen? Weil noch unzählige Höhenmeter vor uns liegen sind wir auf alles gefasst, sprich dass es oben am Berg schneit, Lawinengefahr herrscht, und wir umdrehen müssen. Der Förster hält uns andererseits nicht davon ab weiterzufahren, also versuchen wir es.

Bald erkennen wir in der Ferne den Kegel einer riesigen Lawine, der an seinem untersten Ende gut und gerne 200 m Breite misst und unsere Forststraße blockiert. Jetzt ist uns alles klar! Wir schultern unsere vollbepackten Räder und klettern über den Altschnee, sinken ein und holen uns nasse, kalte Füße. Nach der nächsten Serpentine folgt das gleiche Schauspiel, diesmal in umgekehrter Richtung.

So geht es gefühlte 15 Stop's and Go's mit Schlepperei weiter (wahrscheinlich waren's eh nur 10, wir haben nicht mitgezählt). Je näher wir dem Abrisspunkt der Lawine kommen desto weniger breit werden die Hindernisse, und bald lassen wir den Schnee hinter uns und haben wir es geschafft. Wir sind im Hochgebirge angekommen. Barbara ist entkräftet, ihr ist kalt, und sie will nur noch wissen wie weit es denn noch in dieses Andorra ist.

barbara barbara
andorra - port de cabús andorra - port de cabús
Wir sagen wenig überzeugend: "Nicht mehr lange!". Die Wahrheit ist, wir sind völlig ahnungslos. Spätestens in Tor haben wir erkennen müssen dass wir uns auf unser Kartenmaterial nicht verlassen und somit auch den Höhenangaben nicht trauen können. Jedenfalls hat uns die ganze Plackerei extrem viel Zeit gekostet. Obwohl Frühjahr ist bricht schon langsam die abendliche Dämmerung ein. Wir setzen unsere Fahrt fort und kämpfen uns weiter, ganz langsam, und mit Rücksicht auf Barbara, die wohl nicht mehr lange durchhalten wird.

Nach der nächsten Kehre befinden wir uns dann ganz plötzlich auf einem Hochplateau, auf dem die Landesgrenze mit Steinmännern, Fahnen und Holzpfeilen mit Entfernungsangaben in alle Himmelsrichtungen und Erdteile gekennzeichnet ist! Wir sind überglücklich und wissen, von nun an geht's bergab und wir haben nur mehr wenige Kilometer vor uns.

Doch das war's noch lange nicht. Wir rollen Richtung Tal und befinden uns mit einem Mal schon wieder zwischen meterhohen Schneewänden links und rechts des Straßenrands. Unglaublich, auch auf der anderen Seite des Berges war eine riesige Lawine abgegangen!

Zu unserer Freude haben die Schneeräumtrupps der Straßenmeisterei genau heute mit ihren Schneefräsen die Straße geräumt. Wie sie gerade aufbrechen wollen kommen wir mit unseren vollbepackten Rädern von der Passhöhe runter. Zuerst reagieren sie ungläubig, dann erheitert - gutes Timing!

Wir kommen in der Dämmerung nach Andorra la Vella, suchen uns ein nettes Hotel, und genießen unser ausgiebiges, wohlverdientes Abendessen heute ganz besonders. Danach sehen wir uns noch ein bisschen um und spazieren durch eine schmucke, saubere, überschaubare Kleinstadt mitten in den Bergen, die nichtsdestotrotz Landeshauptstadt ist und gerade deshalb ein spezielles Flair verströmt.

die extra für uns geräumte strasse nach andorra la vella die extra für uns geräumte strasse nach andorra la vella

il percorso

may 28 etapa 1 donostia/san sebastian - saint-étienne-de-baïgorry 110km / 2040m
may 29 etapa 2 saint-étienne-de-baïgorry - arette 74km / 1220m
may 30 etapa 3 arette - gourette 57km / 2020m
may 31 etapa 4 gourette - barèges 58km / 1580m
june 1 etapa 5 barèges - arreau 53km / 1530m col du tourmalet
june 2 etapa 6 arreau - bagnères-de-luchon 32km / 920m
june 3 etapa 7 bagnères-de-luchon - esterri d'àneu 76km / 2140m
june 4 etapa 8 esterri d'àneu - andorra la vella 74km / 1720m tor
june 5 etapa 9 andorra la vella - puigcerdà 65km / 1620m
june 6 etapa 10 puigcerdà - vic 106km / 1550m
june 7 etapa 11 vic - arenys de mar 66km / 1030m
june 8 etapa 12 arenys de mar - barcelona 41km / 160m
pyrenees '96
date may 28 - jun 8
from san sebastian
to barcelona
distance ~900km
climbs ≥17530m
stages 12
bikes trekking
luggage 11kg
attendees 4
route